Im Alter von knapp 17 machte ich den ersten Schritt hinaus aus der Kleinstadt in Nordhessen nach Frankfurt - zur Ausbildung als Chemielaborantin. Die Struktur der Hoechst AG war mir jedoch viel zu eng und erdrückte mich, deshalb ging meine Reise weiter. Ich holte mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach, um mir die Möglichkeit für ein Studium zu eröffnen.
Durch einen Nebenjob im Altenpflegeheim arbeitete ich erstmals mit Menschen und spürte, dass sich das für mich grundsätzlich richtig anfühlt. Darauf folgte das Studium der Sozialarbeit in Kombination mit einem Job in der ambulanten Altenpflege. Aus dieser stieg ich nach vier Jahren schweren Herzens aus, da hier zunehmend die Menschlichkeit abhandenkam und ich selbst kurz vor einem Burnout stand.
Zu meinem Studium gehörte ein praktisches Jahr, welches ich in einer Bildungseinrichtung für Erwachsene absolvierte. Eine spannende Zeit, in der ich in einer Nische der Sozialarbeit sehr frei arbeiten konnte und mich damals schon als Referentin ausprobieren durfte. In dieser Zeit entstand auch der Wunsch, mich mehr mit Gesundheit zu befassen. Auslöser war das Thema meiner Diplomarbeit ‘Haut und Psyche’ (eher ein Zufall und untypisch für den Studiengang Sozialarbeit). Um nach dem ganzen Lernen den Kopf zu entlasten, wollte ich jedoch erst einmal arbeiten. Das tat ich in einer Kindertagestätte mit einer unglaublich energieraubenden Struktur, so dass ich dann doch noch in einem handfesten Burnout landete (ohne dies damals zu erkennen). Mit letzter Kraft landete ich in einer Kindereinrichtung, die für mich im Vergleich der Himmel auf Erden war. Ich begann mit der Weiterbildung zur Heilpraktikerin und es kam der Tag, an dem ich ohne Sicherheit und finanziellen Rückhalt kündigte, um den für mich wichtigsten Schritt in meinem Leben zu wagen, hinein in die Selbständigkeit als Heilpraktikerin in eigener Praxis.
Seitdem ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen, mit Höhen und Tiefen und dem Impuls, nun wieder weiterzugehen und den nächsten Schritt zu wagen: Mein Wissen und meine Lebenserfahrung in authentischer Gesundheitsprävention weiterzugeben in Form von Vorträgen, Beratungen mit präventivem Charakter und Trainings für Unternehmen.
Denn ein Feld, welches mich fasziniert, ist die Zukunft der Arbeitswelt mit den neuen Chancen für flache Hierarchien, agiles Arbeiten und hybride Arbeitsplätze. Wenn diese Möglichkeiten richtig verstanden, beherzt aufgegriffen und in der Praxis gelebt und verwirklicht werden, dann haben wir bald eine Arbeitswelt, in der mit aller Leistungsbereitschaft und Wirtschaftskraft auch Raum für Mit-Menschlichkeit, Wohlfühlen, Vertrauen, Sicherheit und sogar Geborgenheit entstehen kann.
Zu diesen Themen erhielt ich im Sommersemester 2021 als Gastdozentin an der FHWS Würzburg-Schweinfurt die besondere Gelegenheit, Studierende zu begleiten. Eine tolle Chance in dieser ‘Krisenzeit’, die mich selbst sehr inspiriert hat, erneut andere Wege zu gehen und mein Wissen einzubringen.